Sommerhajk statt Zeltlager!!!

…..oder wie man ein lange geplantes Zeltlager kurzfristig absagt und noch etwas anderes auf die Beine stellt!

 

Traditionell wollten wir eigentlich in der ersten Sommerferienwoche 2006 wieder ein großes einwöchiges Zeltlager mit unserem gesamten Stamm veranstalten.

Wir haben Anfang 2006 ein größeres Wiesengrundstück in Effeltrich gepachtet und viel Zeit, Geld und Mühe darin investiert, dieses Grundstück „urbar“ zu machen und ab dem Sommer als Pfadfinderzeltplatz zu verwenden. Entsprechende Anträge an das zuständige Bauamt, die Forstverwaltung, Bund Naturschutz, Gemeinde Effeltrich und einige andere Institutionen wurden bereits Ende 2005 gestellt und wir waren guter Dinge, dass diese Anträge auch rechtzeitig bearbeitet werden…

Leider wurden wir hier eines besseren belehrt!

 

Erstens schoben die Ämter ihre Zuständigkeiten hin und her oder die entsprechenden Sachbearbeiter / innen waren gerade in Urlaub oder auf einer Schulung (bestimmt keine über Höflichkeit, Zuver-lässigkeit oder einem Verständnis für Jugend-arbeit…) und zweitens hatten wir in direkter Nachbarschaft einen „bösen Nachbarn“ der sich ein Hobby daraus machte, unser Vorhaben bei allen Ämtern usw. zumindest zu stören oder gar zu verhindern….

Lange Rede kurzer Sinn: Ein paar Tage vor dem ursprünglichen Beginn des Zeltlagers waren die dazu nötigen „Genehmigungen“ noch nicht bei uns eingegangen und wir waren uns nach einigen Diskussionen schnell darüber einig, dass wir unter so einem Risiko das seit Ende 2005 geplante große Zeltlager so nicht stattfinden lassen wollen!

Also haben wir uns kurzfristig für einen Stammes-hajk entschieden und diesen sozusagen aus den Ärmeln geschüttelt! Irgendwie hatten wir schon Erfahrung damit, da uns ähnliches ein paar Jahre zuvor passiert ist, als der Zeltplatz 3 Tage vor Beginn zu einem Naturschutzgebiet erklärt wurde… ;-)

Gesagt getan, „Fast alles ist möglich, wenn man nur will….“!

 

Schnell hatten wir in der fränkischen zwei Zeltplätze organisiert wo wir wenigsten 4 feste Übernachtungen hatten und die auf der ausgesuchten Route lagen, das Programm wurde auf das machbare zusammengestrichen und alle sonstigen organisatorischen Vorbereitungen auf das notwendigste gekürzt. Leider fuhren dann doch einige nicht mit (arch- müd und zu viel laufen….) und unsere Teilnehmerzahl verringerte sich auf 10 Wölflinge, 15 Pfadfinder und 15 R/R was aber unserer Gaudi keinen Abbruch tat, so schade dies auch war. Und dann hofften wir alle, dass alles so klappen würde, wie wir und das vorstellten!

Am Samstag, den 29.07.06 ging es dann endlich los! Die Pfadfindersippen trafen sich mit Gepäck bereits am späteren Vormittag und wanderten die erste Strecke vom Bürgertreff Röthelheim bis nach Pinzberg auf ein kleines Gartengrundstück für die erste Über-nachtung. Die Wölflingsmeuten wurden am Nachmittag mit Autos und dem Material direkt dorthin geschuttelt. Nachdem die Zelte aufgebaut waren und das Abendessen in Vorbereitung war trafen die etwas Durchgeschwitzten Sippen ein und wir verbrachten den gemeinsamen Abend mit vielen Gruppenspielen bis die Sonne untergegangen war. Ein Lagerfeuer durften wir wegen der Waldbrandgefahr leider nicht machen aber wir haben uns beim gemeinsamen Singen vor einer Gaslaterne warme Gedanken gemacht und uns ein tolles prasselndes Lagefeuer vorgestellt.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, einer lustigen Morgenrunde und der Ernennung eines Geburtstagsjubilars in den Rang eines Methusalem brachen die Sippen und Meuten zu ihrer Wanderung zur Schleuseninsel nach Forchheim auf. Ein kleiner Voraustrupp baute die Zelte ab und karrte das Material und die Zelte nach Forchheim und stieß dann teilweise wieder zu den Gruppen dazu. Nach einem sehr anstrengendem Marsch bei schönstem Wetter gelangten alle schweißgebadet am frühen Abend auf dem Zeltplatz Forchheim an und bauten noch schnell die restlichen Zelte auf und bereiteten alle sonstigen Dinge für den Abend vor.

Eine schöne Abendrunde, ein großes Lagerfeuer, die witzigsten Geschichten der Wanderer entlohnten diesen anstrengenden Tag.

Der nächste Tag war der Erholung gewidmet. Allerlei spontane Spiele, ein Badeausflug zu einem idyllischem Flüsschen und auch mancherlei Schabernack ließen diesen Tag wie im Flug vergehen und wir bereiteten uns am Abend schon wieder auf die Abreise und die nächsten Haijk-Tage vor.

Nach der Morgenrunde und dem eiligen Abbau wurden die Meuten, Sippen und R/R zu ihrem nächsten Startpunkt, dem Freibad von Ebermannstadt gefahren. Das Shutteln war zwar mit den wenigen Fahrzeugen etwas kompliziert und anstrengend, auch weil das Zeltmaterial ja wieder zu unserem nächsten festen Stützpunkt nach Waidmannsgesees musste, ging aber dann doch sehr reibungslos.So starteten am späten Nachmittag die Meuten und die Sippen jeweils mit ein paar R/R in verschiedene Richtungen mit Gepäck und Selbstgestalteten kleine Leiterwägen (1x Meuten, 2x Sippen) um die Strecke bis nach Waidmannsgesees zurückzulegen, ein paar Abenteuer zu erleben und wer weiß wo zu schlafen….

 

Die Wölflinge kamen sehr schnell auf der unteren, etwas einfacheren Strecke an der Wiesent entlang bis nach Muggendorf wo es am frühen Abend stark zu regnen angefangen hat und wir auch wegen der Kälte einen festen Schlafplatz suchen mussten. Nach ein paar kurzen Nachfragen direkt in Muggendorf kamen wir sehr schnell zu einer kostenlosen luxuriösen Übernachtungsmöglichkeit im evangelischem Dekanatshaus (Toiletten, ein großer beheizter Saal, kleine Küche) wo die Meuten sich ein tolles Abendessen machten und den Abend mit Ringkämpfen und Kreisspielen ausklingen ließ.

Am nächsten Morgen nach einem „Wahlfrühstück“ vom örtlichen Bäcker ging die Wanderung weiter bis zur Sachsenmühle. Selbst ein „eiskalter“ Sprung in die Wiesent und ein sehr leckeres Mittagessen aus den Trangias konnte jedoch die Müdigkeit der Wölflinge nicht verbessern und so beschlossen alle, dass die Meuten das letzte Stück bis Pottenstein mit dem Bus fahren sollen.

In Pottenstein angekommen erkundeten wir erstmal die Ortschaft, auch mit dem Hintergedanken wieder etwas für die Nacht zu suchen….

Außer nur einem sehr kalten und zugigem Kellergewölbe bekamen leider keine tollen Angebote bis auf einer halbfertigen Garage in einer Gast-wirtschaft in Waidmannsgesees unserem eigentlich nächsten Tagesziel.

Nach einigen Überlegungen mit den Wölflingen entschieden wir uns am frühen Abend doch für die Wirtschaft mit Blick auf eine Currywurst und einem Spezi (bzw. einem heimlichen Radler) und nahmen den Weg dorthin auf uns.

Ein sehr, sehr steiler Aufstieg (ächz!!!) bis zur Jugendherberge Pottenstein und ein lang gezogener, ansteigender Pfad führte uns dann doch glücklich bis nach Waidmannsgesees.

Das versprochene Abendessen, spielen mit dem Wirtshaushund, Gänsejagen und andere Tierbegegnungen („QUIIICK“) machten den kurzen Abend sehr unterhaltsam und alle vielen früh in die (Daunen)Federn.

 

Am nächsten Morgen machten wir uns ein schönes Frühstück, sagten den Wirtsleuten noch einige Gedichte auf , was den Wölflingen zu einem Eis verhalf, verabschiedeten uns und gingen die paar Meter noch zum vereinbarten Zeltplatz. Da die Meuten so früh am Morgen bereits am Zeltplatz waren mussten diese auch alle Zelte aufbauen und das Lager einrichten so dass die Sippen, die am Nachmittag kamen nicht schlecht staunten, als alles schon fertig war.

Die Pfadfindersippen hatten einen schwierigeren Weg. Lange ansteigende Strecken, auch über Stock und Stein machten den Sippen zu schaffen, aber mit eisernem Willen und viel Kameradschaft meisterten sie diese Strecken hervorragend und auch mit viel Spaß und Tollerei.

Die erste Nacht verbrachten die Sippen wegen dem starken Regen in einer Scheune in Moggast die erst von „Hühnerdreck“ befreit werden musste…..wäre Hühnersuppe das passende Abendmahl gewesen???

Am nächsten Tag wurde eine große Strecke bis Gößweinstein bewältigt wo am späten Nachmittag bei einem gemeinsamen Eis Gruppen ausgewählt wurden, um sich für ein Nachtlager umzusehen.

Die Angebote für die Übernachtung übertrafen sich fast…..

 

Ausgewählt wurde dann der Nonnenstift in Gößweinstein wo den Pfadindern die Tore geöffnet wurden und eine fantastische Übernachtungsmöglichkeit geboten wurde. Eine absolut witzige und coole Nonne, Schwester Siegrid, kümmerte sich um die Sippen und R/R und dies haben dann am nächsten Tag als Dankeschön zum Geburtstag einer anderen Schwester zwei Liedchen als Ständchen geträllert, zwar nicht besonders schön – aber laut!

Durch diese fantastischen Erlebnisse gestärkt ging die letzte Etappe am nächsten Tag über steile Waldwege bis zum Zeltplatz nach Waidmannsgesees wo alle in der Hoffnung ankamen, dass die Wölflinge ja vielleicht schon die Zelte aufgebaut haben….

Den restlichen Spätnachmittag verbrachten alle damit, Holz für ein großes Lagerfeuer zu sammeln, das Lager noch einzurichten, die nachtwachen und alles zu planen, was so zu einem richtigem Zeltlager gehört….

Geschichten und Lieder am abendlichen Lagerfeuer machten auch diesen tag wieder zu einem Erlebnis…

 

Der vorletzte Tag der Woche stand unter dem Zeichen der olympischen Spiele. Eigentlich war für das geplante Zeltlager ein mehrtägiger Block „Griechische Woche“ mit abschließenden olympischen Spielen geplant und vorbereitet worden, aber leider mussten wir wegen der Änderung viel davon streichen….

Ach ja, in der Nacht zuvor wurden wir noch „überfallen“!!!

Ein etwas anderer Überfall …..

Mitten in der Nacht fielen über das Lager verschiedene griechische Göttergestalten her die allerlei Geschichten und Mythen zu erzählen hatte und somit auf den nächsten Tag einstimmten….

Nach der Morgenrunde, in der eine zum Thema passende Geschichte vorgelesen wurde, schmissen sich alle in die in den Gruppenstunden vorher angefertigten Tuniken, wählten Stadtstaaten, texteten kurze Lieder und Texte und trafen sich zum Einlauf der olympischen Fackel am zentralen Lagerplatz um die „Spiele“ zu beginnen. Selbst ein Nachmittäglicher Regenschauer tat den fantastischen, lustigen Spielen und der Stimmung keinen Abbruch (bis auf ein paar kurze Ermüdungserscheinungen) und der ganze Stamm verbrachte den Tag bei witzigen Spielen und sportlichen Wettkämpfen (außer ein paar gesichteten „wamperden“ Trojanern). Ein „importiertes“ Abschlussabendessen mit Currywurst, Schnitzel, Pommes und Limo sowie ein letzter Singeabend am Lagerfeuer mit Theater-Einlage und Gesangsvorführung bildeten den Höhepunkt dieses Sommerlagers.

Alles in allem war diese kurzfristig aus dem Boden gestampfte Fahrt und das Lager ein voller Erfolg und wir haben alle viel erlebt und viel gelacht……

 

Unser Dank gebührt allen ehrenamtlichen Gruppenführern, unserem „Stammes-Schatzi“ Käthe und Ehemann Emil sowie allen die uns bei dieser Fahrt eine Unterkunft gaben oder sonst wie unterstützt haben…..

Es ist doch noch immer verblüffend und erfreulich, wie man als „Pfadinder“ mit Kluft und Halstuch und einem Schwarm Kindern und Jugendlichen für Gastfreundschaft und Hilfe erleben darf……. Allen ein „Gut Pfad“ auf den Weg……….

 

Thomas Zeh (Stammesführer)